Kartbahn in der Pandemie: Heike hat die Reissleine gezogen, aber sie kämpft zäh weiter
von KLAUS KELLE
JENA – „Wir leben und lieben das hier“, sagt Heike Meissgeier, Eigentümerin der beliebten Kartbahn in Jena. Von den vergangenen zwölf Monaten konnte sie durch die staatlichen Corona-Schutzmaßnahmen nur in vier Monaten Erlöse einnehmen. Viel zu wenig, um den Betrieb aufrecht zu erhalten und dringend notwenige Reparaturen bei den 14 Erwachsenen- und zehn Kinder-Karts machen zu lassen. „Die Karts müssten jeden Tag bewegt werden, die Reifen sind platt“, beschreibt sie ihre ganz handfesten Probleme.
2003 hat Heike Meissgeier einen insolventen Baumarkt übernommen. Sie lieh sich Geld zusammen, kaufte die ersten Autos auf Pump. So ging es los.
Nach 16 Jahren, davon viele am absoluten Limit, erwirtschaftete die dennoch lebenslustige Unternehmerin 2019 erstmals einen ordentlichen Gewinn. Nach 16 Jahren! Und sie steckte sofort viel Geld in ihr Unternehmen, ließ die Bahn neu gestalten, ein attraktives Bistro für ihre Gäste aufbauen, damit auch Firmen ihre Feiern in der Kartbahn veranstalten konnten. Und dann, ja dann kam dieser Virus, die weltweite Pandemie mit all den Lockdowns, die auch ihre Kartbahn in Jena heftig traf.
„Ich habe keine Insolvenz angemeldet, auch die Kartbahn bei der Stadt nicht abgemeldet. Aber ich musste jetzt die Reißleine ziehen „, erzählt Heike im Gespräch mit Thueringen.jetzt. Ihre „Kart-Flotte“ steht herum, die Wagen springen nicht mehr an, die Reifen sind platt. Es wäre mal schön, wenn der Staat jetzt einer Unternehmerin wie ihr unter die Arme greift und zum Beispiel zum Neustart irgendwann zehn neue Autos spendiert. Aber natürlich weiß sie, dass das wohl nicht passieren wird. Aber sie würde sich sehr darüber freuen, weil sie ja eine neue Kartflotte von dem erwirtschafteten Gewinn finanzieren wollte.
Doch diese erwirtschafteten Gewinne sind nach nunmehr acht Monaten geschlossener Tore aufgebraucht.
Auch vom Bürgermeister ist sie enttäuscht, der mehr tun könnte für Unternehmen wie ihres in der Krise.
„Ich habe Verantwortung für meine Familie und meine Mitarbeiter“, bekräftigt Heike, die auf keinen Fall aufgeben will. Von einst sieben sind jetzt noch 2,5 Mitarbeiter bei ihr beschäftigt. „Ich kann das doch nicht alles zusammenbrechen lassen“, macht sie sich selbst Mut für die Zukunft. Und sie regt sich auf, dass bei den staatlichen Maßnahmen mit zweierlei Maß gemessen werde. „Ich will niemandem was wegnehmen oder vorhalten, aber wieso können die Leute im Kaufland einkaufen oder zum Friseur gehen, aber hier dürfen nicht fünf Leute mit Masken und Hygieneeinhaltung auf 3.000 Quadratmetern Kart fahren?“ Selbst an einer Straßenbahn stünden die Menschen dichter aneinander.
„Man spricht von einer systemrelevanten Nutzung, aber was sind wir dann?“
Heike Meißgeier lebt ihr Unternehmen und kämpft wie eine Löwin um die Zukunft für sich und ihre Familie und ihre Kunden und Mitarbeiter. Sie hat keine Hoffnung, dass ihre Kartbahn noch in diesem Jahr wieder öffnen darf. „Ich weiß nicht, wie es jetzt weiter geht“, sagt sie, als wir uns voneinander verabschieden…